Mein Weg zum externen Abitur – Teil 4

Nach den nervenaufreibenden vier Hauptfächern war die externe Abiturprüfung noch längst nicht durchgestanden: Auch in den Nebenfächern Erdkunde, Latein, Gemeinschaftskunde und Biologie bewies ich mich in 4 mündlichen Prüfungen. Genau wie bei den Prüfungen der Leistungskurse hatte ich 30 Minuten Zeit, um eine Aufgabe zu lösen. Diese präsentierte ich innerhalb von 10 Minuten und anschließend wurde ich weitere 10 Minuten über andere Lehrplaninhalte ausgefragt.


Externes Abitur Nebenfächer
In diesen Nebenfächern legte ich die Schulfremdenprüfung ab.

Insgesamt sei gesagt: Die Leistungsanforderungen sind deutlich niedriger als in den Hauptfächern, aber deshalb noch lange nicht niedrig. Und wenig Stoff war es auch nicht. Gefühlt war es eine ähnliche Menge Auswendiglernkram, aber man musste nicht so viel fancy Zeug damit können. Die Leistungsabfrage hielt sich in den bequemen Grenzen der Anforderungsbereiche I und II, was bedeutet: Operatoren wie beschreiben, analysieren, charakterisieren, erklären und erläutern waren im Rennen; beurteilen, überprüfen und bewerten dagegen nicht mehr. Insgesamt wurde also wenig Eigenleistung verlangt (wobei ich im Fach Geschichte bereits darüber schimpfte, dass dort auch keine wirklich eigenständigen Reflexionen gefragt waren).

Zwei der vier Nebenfächer wählte ich aus enger gesteckten Anforderungen: Ich brauchte zwingend eine zweite Fremdsprache (Latein) und musste noch mindestens eine Naturwissenschaft (Biologie) angeben. Die Fächer Erdkunde und Gemeinschaftskunde wählte ich, weil es sich laut dem Lernzentrum Killesberg gut auf diese vorbereiten ließ und ich dabei Unterstützung von dort erhielt.

Externes Abitur Latein

Meine Erfahrungen im Fach Latein

Wer wählt als zweite Fremdsprache Latein, wenn das einzige Fachwissen sich auf die Übersetzung des Ausdrucks „Carpe Diem“ beschränkt (schreibt man Diem eigentlich groß oder klein?). Antwort: Jemand, der herausgefunden hat, dass Latein die einzige Fremdsprachenprüfung ist, bei der man nicht in der jeweiligen Sprache kommunizieren muss.

Und da ich meinen Französischunterricht lieber damit verbracht habe, die Lehrerin zu terrorisieren anstatt die Sprache zu lernen, sah ich mich nicht imstande in einer Prüfung französisch zu sprechen – jedenfalls nicht, wenn es inhaltlich zusammenhängender als nur „Oui Oui“ in zwanzig minütiger Wiederholungsschleife sein sollte. Nach elf lateinischen Vokabeln und ein paar grammatikalischen Gimmicks verließ mich aber auch hierzu die Lust. Stattdessen beschäftigte ich mich ein wenig mit römischer Historie und etwas griechischer Philosophie, die immerhin auch Prüfungsbestandteil sein würde.

Bei der Präsentationsprüfung in Latein habe ich vor allem: mich als klüger verkauft, als ich mich fühlte.

Meine ausgeprägten Latein-Kenntnisse im Hinterkopf entschied ich mich nach weiser Überlegung dazu, in diesem Fach meine Präsentationsprüfung zu halten. Das bedeutete, dass ich vier Textstellen und Themen bei dem Gymnasium, an der ich die Schulfremdenprüfung ablegte, einreichte. Die Prüfer wählten eine Woche vorher ein Thema aus, sodass ich ganze 7 Tage lang Zeit hatte, meine Präsentation vorzubereiten. Diese umfasste das Übersetzen und grammatikalische wie inhaltlicher Besprechen der Textstelle sowie dem Vorstellen des Themas an sich (logisch). Ich hatte irgendwas mit Epikur … so viel weiß ich noch. Zwei der möglichen Textstellen hatte mir zum Glück das Lernzentrum Killesberg vorgegeben.

Bei der Textstelle war es nun sehr wichtig, wirklich jedes Wort und jede Satzkonstruktion nachzuvollziehen. Ich weiß noch, dass meine Prüfer darauf sehr genau eingegangen sind, dass ich wirklich alle grammatikalischen Phänomene auch benennen konnte. Abgefragt wurde ich anschließend über den Epikureismus und etwas, das sich wohl „Part.Con.“ nennt, sowie über die Sinnrichtung von Konjunktivsätzen (das habe ich mir jedenfalls nach der Prüfung aufgeschrieben, frag mich bitte nicht mehr, was das alles sein soll).

Dieser Joker, dass man bei der Präsentationsprüfung so viel selbst vorbereiten konnte, erlaubte mir, ganze 13 Punkte zu ergattern. Was krasserweise einfach meine bis dato beste Punktzahl war – obwohl ich für die Hauptfächer so, so, so viel mehr gelernt hatte.

Externes Abitur Erdkunde

Meine Erfahrungen im Fach Erdkunde / Geografie

Nach Latein, in meinem eigentlich schwächsten, aber dann bestem Fach, war alles andere easy. Ja, bei Erdkunde muss man auch ein bisschen lernen – aber da besorgt man sich einfach das entsprechende Buch, lernt das auswendig, denkt noch mal kurz über Zusammenhänge nach, und wenn man den ganzen Transferkram in den Hauptfächern geschafft hat, dann ist die Leistungsabfrage dort wirklich kein Problem mehr.

Auch in Geografie konnte ich mir darum 13 Punkte holen, indem ich eine Aufgabe zu ummauerten Städten löste (keine richtigen Städte, sondern diese bewachten Wohnviertel … ach je, ich hab das Fachwort vergessen) und im Gespräch Schwellen- und Entwicklungsländer zuordnete sowie reflektieren sollte, inwiefern Afrika an der Globalisierung teilhat (ja, laut Anforderungsbereich hätte so eine Beurteilung eigentlich nicht mal erfragt werden dürfen / sollen – egal).

Externes Abitur Biologie

Meine Erfahrungen im Fach Biologie

Biologie war mit Abstand das Nebenfach, in dem noch mal am meisten auswendig gelernt werden musste – ein Haufen Fachbegriffe und Vorgänge. Da half nichts außer wiederholen, wiederholen, wiederholen. Evolutionstheorien, den Aufbau des Auges, Genetik, wie Signalübertragung zwischen Nervenzellen funktioniert, blablabla … ich hatte drei Bücher, die habe ich im Prinzip auswendig gelernt. Das geht natürlich nur mit einer guten Lerntechnik, sonst ertrinkt man schlichtweg in all den Informationsbergen. Ich habe auf jeder Busfahrt gelernt, zwischendrin, abends, morgens … ständig.

Weil ich Bio mag und das alles auch spannend fand – und ehrgeiziger war denn je, nachdem ich das Gefühl hatte, in den Hauptfächern abgelost zu haben und doch unbedingt einen Schnitt von 1,8 erreichen wollte (das war zu dem Zeitpunkt bereits unmöglich, I know), um Soziale Arbeit in Esslingen studieren zu können – habe ich mich in dem Stoff festgebissen (watʼn Satz).

Am Ende hatte ich Glück – braucht man auch mal – und es kam mein Lieblingsthema dran: Nervenzelle beschreiben und Signalübertragung erklären. Danach noch ein bisschen über Enzyme und deren Aufgaben palavern, die Genexpression erklären, Lamarck und Darwin miteinander vergleichen, ebenso menschliche und tierische Zellarten sowie die Funktionen der Organellen beschreiben … jaa, ich sag ja – Bio war noch mal richtig viel Stoff. Aber weil zum Glück der Aufbau des Auges nicht drankam (bei dem hatte ich das Lernen dann tatsächlich aufgegeben), holte ich mir verrückte 14 Punkte, mein allerbestes Ergebnis, whoop whoop!

In Biologie war es für mich auch wichtig und hilfreich, mir einen Übersichtsplan über alle Inhalte des Lehrplans zu erstellen. Denn wie gehabt: Die Krux des externes Abiturs ist, sich auf genau die richtigen Sachen vorzubereiten. Und in Bio waren das jedenfalls gefühlt noch mal zig verschiedene Themenbereiche.

Externes Abitur Gemeinschaftskunde

Meine Erfahrungen im Fach Gemeinschaftskunde / Politik

Endspurt! Das letzte Fach, in dem ich geprüft wurde, war Gemeinschaftskunde / Poilitik. Hier hatte ich vom Lernzentrum Killesberg drei sehr schöne Manuskripte erhalten, in denen alle Informationen drin waren und die ich komplett auswendig lernte. Im Prinzip alles rund ums Thema Demokratie und wie diese in Deutschland umgesetzt wird. Gleichzeitig bemühte ich mich in dieser Zeit, politisch up to date zu sein und habe mir jeden Abend die Tagesschau reingezogen. Auch Gemeinschaftskunde war eines Fächer, in denen ich wirklich viel für mein Leben mitgenommen habe. Hier, weil ich mir ein besseres Verständnis für mögliche politische Partizipation erschloss.

Kam nicht in der Prüfung dran, ist aber super cool zu wissen: wie funktioniert eigentlich die deutsche Demokratie?

In der Prüfung selbst kam dann leider das deutsche politische System kaum dran (dabei hätte ich genau beschreiben können, wie ein Gesetz gemacht wird, eine Bürgermeisterwahl funktioniert oder wie die Regierung (theoretisch) arbeitet). Stattdessen sammelte ich 12 Punkte, indem ich eine Karikatur zur NATO interpretierte und bewerten sollte und erklären, welche Rolle sie heute noch spielt. Außerdem sollte ich eine „sicherheitspolitische Maßnahme meiner Wahl“ charakterisieren und direkte / repräsentative Demokratie vergleichen und etwas über die Bedeutung von Medien erzählen.

Alles kein Hexenwerk, dafür tatsächlich praktisches Wissen, von dem ich (im Gegensatz zu Ebenengleichungen und Kurvendiskussion) in meinem Leben stark profitiere. Ich bin sehr dankbar, dass ich dieses Fach gewählt habe. Es hat politisches Interesse in mir geweckt, das ich vorher schlicht nicht hatte.

Ende gut, alles gut?

Danach war es tatsächlich … geschafft!
What. The. Fuck.
Erschöpfung, Erleichterung, alles.
Aber habe ich mein großes Ziel nun eigentlich erreicht und eine Eintrittskarte für den Bachelorstudiengang Soziale Arbeit in Esslingen gewonnen?

Der Notenschnitt wird bei der externen Abiturprüfung nach einem etwas umständlichen Verfahren ausgerechnet: Alle Punkte der schriftlichen und mündlichen Prüfungen der Leistungskurse wurden mit 5,5 multipliziert. Die Punkte der Nebenfächer wurden vierfach gezählt. Falls einer nun aufmerksam mitgerechnet haben sollte, weiß der schon: Nope.

Weder meinen Traumschnitt von 1,6 noch den benötigten Schnitt von 1,8 habe ich erreicht. Ich schaffte „nur“ einen Schnitt von 2,1 (und bin unglaublich stolz darauf!!). Und manchmal, ja manchmal – da belohnt einen das Leben still und leise, und ein kleines Wunder geschieht: Meine ehrenamtliche Arbeit hob meinen Schnitt an der Hochschule Esslingen auf 1,9. Damit ergatterte ich zwar auf Anhieb keinen Studienplatz, doch landete auf dem Wartelistenplatz Nummer 32. Kurzum: 10 Tage vor dem Studienstart im Oktober 2018 erhielt ich meine ersehnte Zusage. Seither bin ich darum im Studiengang Soziale Arbeit eingeschrieben und studiere fröhlichst vor mich hin.

Trotz Hochs und Tiefs und leicht verfehltem Ziel habe ich also dennoch meinen Traum verwirklichen können. Was für ein Marathon. Was für ein verrücktes Abenteuer. Aber: Wo ein Wille ist, ist eben auch ein Weg.

Hier erfährst du, was mein Fazit zum externen Abi ist und was mir sonst noch half, die Prüfungen durchzustehen.

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